RADIO SYLVIA - DER ANFANG
UNSERE ERSTEN REBELLISCHEN JAHRE
Als RTI-Nachfolger gründeten wir am 7. Juli 1977 Radio Sylvia. Namensgeberin war die 1972 erschienene Single "Sylvia" der niederländischen Band "Focus" - dieser Titel ist bis heute unsere Erkennungsmelodie.
Nach einigen Testsendungen starteten am 23. April 1978 reguläre Programme auf Mittelwelle, zunächst auf 1345 kHz und später auf 1562 kHz.
Doppelseite aus dem "Free Radio Journal" mit einem Hinweis auf Radio Sylvias Mittelwellensendungen (1979)
Die Mittelwellensendungen litten jedoch unter permanenten technischen Schwierigkeiten und wurden im Juni 1978 eingestellt. Unser neues Ziel war eine Wiederaufnahme der Sendungen auf UKW mit stärkerem Sender an neuen Standorten: Am 5. November 1978 startete Radio Sylvia mit regelmäßigen Sendungen auf UKW 100,5 MHz, die an jedem 1. Sonntag des Monats stattfanden und vier Stunden dauerten.
Unsere erste (noch etwas provisorische) QSL-Karte; das Foto entstand während einer Live-UKW-Sendung im offenen Gelände.
Aus Sicherheitsgründen wurden alle Programme in einem geheimen Aufnahmestudio vorproduziert. Die eigentliche Ausstrahlung der Programme erfolgte von wechselnden Standorten im Gelände, ohne dass dort während der Sendungen jemand anwesend war. Nach anfänglich ungestörter Sendetätigkeit gerieten wir unter immer stärkeren Druck seitens der Behörden. Am 1. Februar 1981 versuchten Post und Polizei erfolglos, Radio Sylvia auszuheben. Zehn Monate später, am 7. November 1982, starteten sie einen neuem Versuch. Diesmal konnten sie die Ausrüstung beschlagnahmen, ohne jedoch einen von uns dort anzutreffen. Wir unterbrachen daraufhin unsere UKW-Sendungen und kehrten erst am 2. Okober 1983 zurück auf UKW. Problematisch war aber, dass den Behörden inzwischen die meisten unserer Sendestandorte bekannt waren und wir auf keine anderen - weiter entfernten - Standorte ausweichen konnten, ohne dass sich unser Empfangsgebiet erheblich verschieben würde. Uns blieben nur zwei Alternativen: Einstellung der Sendungen oder erneuter Wechsel auf Kurzwelle, die uns die Möglichkeit eröffnete, ohne Auswirkungen auf das Empfangsgebiet auch weit voneinander entfernte Standorte zu benutzen.
Wir entschieden uns für die zweite Variante und starteten Testsendungen auf Kurzwelle 6225 kHz. Ab 13. Mai 1984 sendeten wir wieder regelmäßig einmal im Monat.
Info-Blatt mit unserer Geschichte, den Kurzwellensendezeiten und Informationen zur technischen Ausrüstung (1984)
Seite aus dem "Radiotelex"-Magazin mit einem Bericht über Radio Sylvias Kurzwellenaktivitäten (1984)
AUSSCHNITTE AUS UNSEREN KURZWELLENPROGRAMMEN AUF 6225 KHZ (1984)
Intro der Kurzwellensendungen
"Korn's Corner" mit Rainer Korn
"Korn's Corner" mit Rainer Korn
"Korn's Corner" mit Rainer Korn
"Hörsturz" mit Mark Andersen
"Hörsturz" mit Mark Andersen
"Gunthers Buhei" mit Gunther Libenzwerg
"Teenage Paradise" mit Teddy Parker
Der Hörerzuspruch war sehr positiv; über unsere Postfachadresse in Hamburg traf Hörerpost aus ganz Europa ein. Aber wie so oft in der Vergangenheit blieben den Behörden auch Radio Sylvias Kurzwellenaktivitäten nicht verborgen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen gelang ihnen am 9. Dezember 1984 der große Schlag: Die Sendung auf 6225 kHz war bereits etwa 90 Minuten gelaufen, als Post und Polizei am Sendestandort eintrafen. Es blieb keine Zeit zur Flucht. Vier Personen wurden vorläufig festgenommen; die Sendeanlage (bestehend aus Kurzwellensender, SWR-Meter, Halbwellendipol, Autobatterie, Spannungswandler und zwei Cassettendecks) wurde abgeschaltet und sichergestellt. Bei den anschließenden vier Haussuchungen erfolgte die Beschlagnahme zweier Kurzwellenempfänger, darüber hinaus wurden Programmtonbänder, Werbematerial sowie mehrere Hörerbriefekonfisziert. Das Aufnahmestudio wurde nicht gefunden.
Anlässlich der Aushebung von Radio Sylvia ließen wir eine Todesanzeige drucken, die wir an unsere Hörer verschickten. Einige Monate später wurden wir zu hohen Geldstrafen verurteilt.